LitCam Konferenz

Literacy and Sustainable Economic Growth

Dass Bildung wichtig ist, leuchtet jedem ein. Dass sie es insbesondere für die eigene Zukunft ist, erst recht. Dass Bildung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung ist, wird für so manchen schon schwerer vorstellbar. Es ist nicht greifbar und die Auswirkungen sind erst Jahre später, wenn für den Einzelnen überhaupt, bemerkbar.
Dabei sollte ein jeder gerade in Zeiten von globalen Wirtschaftskrisen, Klimaerwärmung und immer häufiger auftretenden Naturkatstrophen sich die Frage stellen, wie es dazu kam und wie derartiges zukünftig verhindert werden kann.

Daneben aber stellt sich die Frage: Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Bildung und nachhaltigem Wirtschaftswachstum? Ein solcher ist zumindest schwer nachweisbar. Aber eine bessere Bildung und Ausbildung verspricht ein besseres und vor allem selbstbestimmtes Leben. Und das gilt für jedes Land. „Literacy“ ist nicht nur die Fähigkeit, Lesen, Schreiben und Rechnen zu können, der Begriff beinhaltet sehr viel mehr. Und gerade dieses Mehr, ein Verständnis für die Welt etwa, war Thema der diesjährigen LitCam Konferenz.

Was bedeutet Bildung für nachhaltige Entwicklung? Wie erreicht man Nachhaltigkeit? Und welcher Aspekt von nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung wird eigentlich thematisiert? Diese und weitere Fragen wurden im Verlauf der zweitägigen LitCam Konferenz am 10. und 11. Oktober im Frankfurter Hof diskutiert. In diesem Jahr stand die Konferenz unter dem Motto „Literacy and sustainable economic growth“.  Eingeladen waren verschiedene global operierende  Organisationen, Institutionen und Experten rund um das Thema nachhaltige Entwicklung und Bildung, die ihre jeweiligen Projekte vorstellten und ihre Erfahrungen mit den Anwesenden teilten.
Vigdís Finnbogadóttir, ehemalige isländische Präsidentin, erklärt in ihrem Grußwort, dass die Menschen dabei seien, sich selbst zu zerstören. Der beste Weg dem entgegenzuwirken sei Bildung – Informationen vermitteln, um Optimismus und Hoffnung zu bewirken. Daneben sei Sprache eines der größten Güter, die wir unseren Kindern mitgeben könnten – und durchaus nicht nur die eigene Muttersprache. Man müsse ein Verständnis für die Menschen überall auf der Welt schaffen. Das erreiche man vor allem dadurch, dass man die Sprache des anderen verstehe.

Höhepunkt der Konferenz war die Keynote Speech von Nnimmo Bassey, der 2010 mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet wurde und Leiter von Friends of the Earth International ist. In seiner Rede betont Bassey, dass die Menschen das Verständnis für den tatsächlichen Wert von Dingen verloren hätten, es könne nicht immer nur um Profit gehen. Das Verständnis für die Umwelt müsse sich ändern, Katastrophen müssten vermieden und der weiteren Umweltverschmutzung entgegengewirkt werden. Wenn die Umwelt erst zerstört sei, könne auch nichts mehr gebaut und vor allem „ausgebeutet“ werden. Energie sei alles, was heute zähle.  Das zeige, dass auch wir alle nicht so „literarisiert“, so gebildet seien, wie wir glaubten. Bildung könne zum Klimaschutz beitragen.

Arne Carlsen, Direktor des UNESCO Institute for Lifelong Learning, erklärt, dass Bildung ein Grundrecht sei. Bildung ermögliche den Menschen, sich nachhaltig persönlich in der Gesellschaft zu entwickeln und sich einzubringen. Dies führe dazu, dass die Armut zurückgedrängt und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreicht werde, ebenso wie eine umfassendere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben dadurch erst möglich sei. Das treffe sowohl auf Entwicklungsländer als auch auf Industrienationen zu.

Gerade diejenigen, die am ärmsten seien und am wenigsten zu Erderwärmung und Klimaveränderung beigetragen hätten, leiden häufig am meisten unter den Folgen, so Ramon Mapa von der People’s Initiative for Learning and Community Development. Sie hätten keine Versicherungen und müssten für den Schaden selbst aufkommen. Es müsse ein allgemeines Umdenken stattfinden. Ausgehend von seinem Projekt auf den Philippinen erklärt Mapa, dass gerade Menschen in armen und abgelegenen Regionen unterstützt werden müssten. Sie seien ausgegrenzt und häufig nicht in der Lage, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Mapas Vision ist es, allen Menschen zu ermöglichen, ihr Recht auf Bildung und Lernen einzufordern sowie Zugang zu den für die jeweilige Gruppe besonders relevanten Bildungsangeboten zu schaffen. Bildung führe zu einem besseren Verständnis für die Umwelt und die eigne Umgebung, nur so könne langfristig ein Umdenken stattfinden und eine nachhaltige Gesellschaft entstehen. Die Menschen in abgelegenen philippinischen Regionen müssten erst verstehen, welche Bedeutung Bildung für die eigene Zukunft hat und welche Chancen eine gute Ausbildung bietet – „nur durch Bildung können sie langfristig etwas in ihren Communities verändern“, so Mapa.

Olivier Laboulle, Leiter des Sekretariats der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung, verdeutlichte in seinem Vortrag den Einfluss von Bildung auf die Umwelt. Er stellte die These auf, dass heutzutage eine höhere Bildung zu einem Anstieg der Energieverschwendung sowie der Umweltzerstörung führe – zu einem unbedachteren Leben. Im Gegenzug könne man aber auch nicht sagen: „Hört auf euch zu bilden und die Umweltverschmutzung wird zurückgehen.“ Die Ausbildung müsse sich ändern.
Der erste non-profit Fußballverein, dem sich weltweit bekannte und erfolgreiche Fußballspieler angeschlossen haben, um sich für einen nachhaltigen, sozialen Klimaschutz einzusetzen, ist der Global United FC. Lutz Pfannenstiel, Gründer des Vereins und ehemaliger Profifußballspieler, engagiert sich für einen schonenderen und bewussteren Umgang mit der Umwelt und deren Ressourcen. Um die Menschen auf den Klimawandel und seine Folgen aufmerksam zu machen, organisiert er Fußballspiele an besonderen Orten – wie etwa in der Antarktis. Dadurch wolle er die Menschen für den Klimawandel sensibilisieren und gleichzeitig auf die Bedeutung von Bildung für die Zukunft jedes einzelnen aufmerksam machen.

Der erste, gut besuchte Tag der Konferenz in den Sälen des Frankfurter Hofes endete mit einer abschließenden Diskussionsrunde. Man war sich darüber einig, dass Bildung ein wichtiges Gut ist, zu dem jedem einzelnen Menschen der Zugang ermöglicht werden muss, gerade auch um zu einer nachhaltigen Veränderung – ob nun der persönlichen Lage, der wirtschaftlichen Situation eines Landes oder vor allem der Umwelt – zu gelangen. Bildung solle in einem Verständnis für einander und dem Respekt für die Natur münden.
Tag zwei der Konferenz bestand aus Workshops, in denen verschiedene Bildungs- und Entwicklungsprojekte ausführlicher vorgestellt und diskutiert wurden. In dem Workshop von Ignatz Heintz etwa, Geschäftsführer der Avallain AG, zum Thema „Developing and deploying a mobile health literacy system for Africa with Google SMS tips“  wurde ein in Zusammenarbeit mit Google entwickeltes Gesundheitslexikon für Afrika vorgestellt. Die von medizinischem Fachpersonal erstellten Informationen können direkt mit dem eigenen Mobiltelefon per SMS abgerufen werden. Nicht überall in Afrika sei man mit einem Mangel an medizinischen Einrichtungen konfrontiert. Ein großes Problem für die Bevölkerung stelle die Finanzierung dieser Angebote dar. Für viele sei es schlicht zu teuer, so Heintz. Das Konzept der SMS Tips ist in den meisten Ländern kostenlos – abhängig von dem jeweiligen Mobilfunkanbieter. In einfacher Sprache und unterstützt durch zahlreiche Beispiel-Comics soll den Menschen in Afrika so die Möglichkeit geboten werden, sich zu dem jeweiligen Anliegen erste medizinische Tipps und Anregungen zu holen – aber bei schwerwiegenderen Erkrankungen durchaus auch den Hinweis: „Geh zum Arzt.“ Die SMS Tips sollen nachhaltig zur Verbesserung der Lebenssituation beitragen.  

Trotz über drei Millionen NGOs, die in Indien aktiv sind, geht in dem Milliarden-Staat die Schere zwischen bitterer Armut und einer wohlhabenden Mittelschicht weiter auseinander. Clifton Grover, Projekt Magic Bus, und Barbara Müller, BMW Stiftung Herbert Quandt, warben für eine engere Zusammenarbeit zwischen westlichen Unternehmen und lokalen NGOs auf dem Subkontinent. Denn häufig, so das Argument, scheiterten Hilfsorganisationen an unternehmerischen Konzepten wie Effizienz und Überprüfbarkeit. Von Partnerschaften zwischen NGOs und Unternehmen könnten beide Seiten profitieren, so die Referenten. Die NGOs nutzten das Know-How der westlichen Wirtschaft für sich und die Unternehmer bekämen über die NGOs einen Zugang zur Kultur und zu den Menschen eines Landes, deren „Sprache“ sie nicht sprechen. Als Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit stellen Müller und Grover das Sportprojekt „Magic Bus“ vor.

Informativ, lehrreich und anregend: die beiden Konferenztage boten neben den zahlreichen Projektvorträgen viel Raum für Diskussionen in kleiner Runde und die Gelegenheit, Ideen und Meinungen auszutauschen, neue Strategien zu besprechen und mögliche Kooperationen zu vereinbaren.

Ein Bericht von Heidi Fleischer

© Heidi Fleischer

Regional LitCam Conference

Media and Publishing: Means to Valuable Education

The First LitCam Conference in India: For the first time, a regional LitCam Conference took place in India. On the 26th of August LitCam opened at the India International Centre focusing on “Media and Publishing: Means to Valuable Education”.

Within the context of JUMPSTART the LitCam conference targeted to discuss the role of publishing and media for literacy. On the afternoon 10 speakers from different organisations presented their views, more than 60 participants wanted to know more about how literacy can be supported.
After the greetings of Akshay Pathak, director of JUMPSTART, who cooperates with LitCam, the LitCam director Karin Plötz presented her organisation. The keynote speaker Vinod Raina, who is one of the best experts of education in India and member of the National Advisory Council, Right to Education, focused on the question, what role the plays public policy to enable better content for textbooks in the different Indian states. The first session “Literacy and Publishing” featured five experts who represented different aspects of the publishing industry. They all have a common goal: to involve more people in reading. The excellent moderator of these panel, Urvashi Butalia, director & co founder of Kali for Women publishing house, drew the attention to women in the publishing industry and especially to the situation of girls who even today have less chances to receive a good education in India.

How books could be spread throughout India and be affordable for poor people was the main theme of Manisha Chaudhry, head Content development of Pratham Books, and of the vice president of the school division of Pearson Education, Narveen Rajlani. They cooperate to promote reading among marginalised children in the villages and small towns of India. Rajlani explained, why Pearson gives ten percent of their school books for free to Pratham books, who distribute the books to the poor villages.
The third panellist, Parth J Shah, founder president of the Centre for Civil Society, criticised the governmental plan to use the same school books in every Indian state: it will not be efficient and wise, because there are different languages and situations every school class and child faces in India.
More theoretical was the part of Ankush Bansal, CFO and head of business strategy at Indus Learning Solutions. He underlined the importance of relevant data.
The last presentation of this panel came from Renu Gosh, chief executive of the Meena-Project-Roopayan, and was all about about Meena, the comic girl who became a role model for girls throughout India.

After a networking break moderator Amritha Tripathi started the second session “Literacy and Media”. Ira Joshi, senior manager Education from the Sesame Workshop, Galli Galli Sim Sim, talked about the educational benefits of the internationally successful TV series Sesame Street.
The value of TV for literacy was also the focus of Brij Kothari, founder of Planet Read. With his project “Same Language Subtitled” he invented a mass literacy programme. He underlined the importance of media for literacy. Today there are 250 million Indians, who are functional illiterates. With the SLS-Programme on TV many of them learn to read for example newspapers.
Disha Mullick, project coordinator, presented the Khabar Lahriya-Nirantar project. Functionally Illiterate women in villages got in touch with newspaper production and some of them became reporters. Now most of them are used to read newspapers and are more involved in public life.
More technical input came from Dr. Aditya Dev Sood, founder and CEO of the Centre for Knowledge Societies. He explained how modern technology like smart phones can support illiterates.
Another perspective came from Pratik Kumar, COO of Magic Bus. He illustrated how sport can help underprivileged children to develop the life skills they need.
A truly amazing event completed the LitCam Confernce: the puppet show by the Muppeteers from Galli Galli Sim Sim namely Chamki and Googly invited the teachers, publishers and authors after a long and intense day to become children again.
Last but not least at the following reception the participants had the chance to share their ideas and expand their networks or just have a nice chat with colleagues.

Regionale LitCam Konferenz 2010

Literacy and the marginalised

Die erste regionale LitCam Konferenz für den südafrikanischen Raum fand in Kapstadt statt. Am Samstag, 31. Juli 2010 startete unter dem Motto „Literacy and the marginalised“ die halbtägige Konferenz. Nach einer Begrüßung durch den deutschen Generalkonsul Hans Werner Bußmann sprach Penelope Vinjevold aus dem Bildungsministerium der Western Cape Region ein Grußwort. Sie wies auf die erfolgreiche Arbeit der Regierung hinsichtlich der Alphabetisierung der Bevölkerung in der Region hin.

Keynote Speaker war der südafrikanische Literacy-Spezialist Prof. John Aitchison. Der frühere Director des Centre for Adult Education & Head of the School of Education, Training and Development at University of Natal ist heute unter anderem auch für die UNESCO tätig. In seiner Rede stellte er fest, dass die Ziele des Education for All Programms für 2015 in Südafrika vermutlich nicht erreicht werden können (John Atchison: The current situation of literacy in South Africa). Es folgte eine rege Diskussion unter den 70 Konferenzteilnehmern.

Die praktische Arbeit wurde durch die Präsentation zweier regionaler Projekte dargestellt: Brenda Sonn, Professorin an der University of Western Cape, zeigte die Bemühungen des Mannenberg Community Literacy-Projects, auch an Orten mit hoher Kriminalität die Bildungsaktivitäten aufrecht zu erhalten. Und Andrew Miller, Director von Project Literacy, präsentierte sein schon lange erfolgreiches Projekt „Run home to read“.

Den lockeren Abschluss bildete – passend zum Abschluss der Fußball WM in Südafrika – die Gesprächsrunde zum Thema “Fußball als Motivation zum Lernen”. Nachdem zwei junge Fußballspieler und eine Fußballspielerin aus den Townships kurze Statements zu ihren Erfahrungen gegeben hatten, diskutierten der bekannte Präsident des südafrikanischen Fußballclubs FC Santos, Goolam Allie, Marion Keim vom Women for Peace Projekt „Kicking for Peace“, Karin Plötz vom LitCam Projekt „Fußball trifft Kultur“ und die junge Fußballspielerin Joanna über die positiven Auswirkungen des Fußballspiels, die auch zum Lernen motivieren können.

LitCam Konferenz 2010

Literacy and Human Rights

Die 5. Internationale LitCam-Konferenz stand unter dem Thema „Literacy and Human Rights“. Nach der Begrüßung durch den Moderator Neil McClelland, Gründer des National Literacy Trusts, und Karin Plötz, Direktorin der LitCam, startete die Veranstaltung mit einem Grußwort der UNESCO-Vertreterin Ulrike Hanemann zum Thema „Recht auf Bildung“.

Bildung und ihre Auswirkung auf die Menschenrechte standen dann auch im Mittelpunkt der Keynote von Prof. Alberto Estanislao Sileoni, dem argentinischen Bildungsminister. In seiner exzellenten Rede machte er deutlich, dass das Bildungsprogramm der Regierung Argentiniens seit 2003 die Verteidigung und Weiterentwicklung der Menschenrechte als vorrangiges Ziel hat. Voraussetzungen dafür sind die Förderung der Grundbildung sowie die Erziehung zum mündigen Bürger und zur sozialen Gerechtigkeit. Das Recht auf Bildung bedeutet nicht nur, dass Kinder zur Schule gehen, sondern „dass die Jugendlichen nach dem Abschluss der 13 Jahre Schulpflicht in Argentinien die Fähigkeit erlernt haben, sich in der Gesellschaft, dem Arbeitsmarkt und der Universität eingliedern zu können“.

Bildung ist ein Menschenrecht – das ist die Kernaussage der zweiten Keynote von Vernor Muñoz Villalobos, dem früheren UN-Sonderbotschafter für das Recht auf Bildung. Da Herr Villalobos leider kurzfristig nicht teilnehmen konnte, verlas der Moderator Neil McClelland seine Rede.

Inwieweit Bildung soziale Gleichberechtigung beeinflusst, erläuterte die Sonderbotschafterin des EU-Jahres zur Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung, Dr. Vaira Vike-Freiberga, in ihrer Rede.

In den darauffolgenden vier Praxisbeispielen aus der Projektarbeit wurde deutlich, dass Grundbildung und der Aufbau und die Einhaltung von Menschenrechten eng miteinander verknüpft sind.

Ohne die Berücksichtigung traditioneller Werte und vorhandener Strukturen ist eine effiziente Förderung von Bildung und Menschenrechten nicht möglich. Dies erklärte Molly Melching, Gründerin und Direktorin der senegalesischen Organisation Tostan. Tostan bedeutet auf Deutsch „Durchbruch“, und nach über 30 Jahren Basisarbeit im westlichen Afrika haben Molly Melching und ihre Organisation wirklich einen Durchbruch erzielt. Die kontinuierliche Bildungsarbeit unter Einbeziehung der traditionellen Führer der Dorfgemeinschaften und mit traditionellen Formen wie Gesang, Theater und Geschichten bewirkte neben einer Stärkung des Bewusstseins der eigenen Traditionen auch den Zugang zu neuen Werten. In Theaterspielen wurde z. B. die Gewalt von Männern an Frauen deutlich gemacht. Dadurch gewannen die Frauen mehr Zuversicht und entsprechend auch den Mut, sich zur Wehr zu setzen. Und auch die Männer wurden sich der negativen Auswirkungen ihres Verhaltens bewusst.

Auf ähnliche Weise hat es Molly Melching erreicht, dass die traditionelle Beschneidung der Mädchen immer mehr als Unrecht empfunden und selbst in ländlichen Gebieten nur noch selten durchgeführt wird. Tostan führt mittlerweile in 10 afrikanischen Ländern, darunter Senegal, Gambia, Mali und Somalia, Programme durch.
Auch um die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder geht es Farid Abu Gosh, dem Gründer und Direktor von TRUST, dem Programm für frühkindliche Erziehung, Familien und Gemeinschaftsbildung aus Israel. Der palästinensische Israeli hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Grundbildung die Position der Frauen zu verbessern und ihnen mehr Selbstvertrauen zu vermitteln. Dies geht allerdings nur im Rahmen der Traditionen, denn z. B. eine offene Anklage gegen einen gewalttätigen Ehemann wäre ein Tabubruch. Der respektvolle Umgang innerhalb der gesamten Familienstruktur ist daher für ihn die Grundfeste seiner Arbeit.

Wie die Medien – TV, Radio und Internet – neben Bildung auch den respektvollen Umgang miteinander und Menschenrechte vermitteln können, zeigten dann Ignacio Hernaiz und Carolina Masci vom argentinischen Bildungskanal „Encuentro“. Der vom argentinischen Bildungsministerium finanzierte Medienkanal „Encuentro“ präsentierte das Programm „Live Together“, durch das Kinder und Jugendliche mit ihren eigenen Gedanken zum Leben in der Gesellschaft konfrontiert werden. Multimedial und interaktiv lernen sie – neben dem normalen Bildungsprogramm – spielend, was Gleichberechtigung, Menschenrechte und Respekt bedeuten.

Von Flüchtlingen und ihrem Recht auf Bildung berichtete der Schauspieler, Dokumentarfilmer und Aktivist Hannes Jaenicke anhand der Situation tibetischer Flüchtlinge in Indien. In der Internationalen Kampagne für Tibet ist er aktiv an dem Aufbau einer Schule in Indien beteiligt. Diese Schule wurde speziell für die tibetischen Flüchtlingskinder eingerichtet, die dort nicht nur Unterricht erhalten, sondern auch Hilfe für ihre erlebten Traumata. Zurzeit werden über 16.000 Schüler in den Tibetan Children’s Villages unterrichtet. Oftmals waren sie lange unterwegs und haben ihre Eltern verloren, sodass sie in diesen Schulen ganz von vorne anfangen müssen.

In der Abschlussrunde diskutierten der deutsche Schauspieler Hannes Jaenicke, der argentinische Autor Martín Kohan, der argentinische Filmemacher Ciro Cappellari sowie die iranische Autorin Pegah Ahmadi über die Wirkung von Grundbildung und Literatur/Filmen auf den Aufbau und die Einhaltung von Menschenrechten. Alle waren sich einig, dass in der globalisierten Welt Filme/Bilder und Worte einen großen Einfluss auf die Einhaltung der Menschenrechte haben können. Als Beispiel wurde der Film „Blood Diamond“ genannt.

Wie in den letzten Jahren war der Folgetag den Workshops gewidmet. Neben Workshops zu den bereits am Vortag präsentierten Projekten von Molly Melching, Tostan, und Farid Abu Gosh, Trust, die intensiver auf ihre Arbeit eingehen konnten, führten auch weitere Organisationen Workshops durch. So z. B. die Vertreter von Book Wish, Lorraine und Logan Kleinwaks, die das Projekt „A Book for Darfur“ durchführen, das sich um die Bereitstellung von Büchern und Lesehilfsmitteln wie Lesebrillen in den Flüchtlingslagern von Somalia kümmert, sowie das Projekt „Building Bridges with Books“ von Carsten Rübsamens Organisation Bookbridge, die in der Mongolei ein Programm zur Alphabetisierung und Grundbildung gestartet hat. In „Mobile Learning that Empowers“ zeigte Theophilus Lindzter von der Learning Academy Worldwide, welche Bedeutung mittlerweile das Mobiltelefon in Südafrika hat. Wie bereits Molly Melching mit dem Projekt „Mobile Phone for Literacy Development“ (MPLD) nutzt auch Theophilus Lindzter spezielle Module für das Mobiltelefon, um die Alphabetisierung effizient zu fördern.

Einen anderen Aspekt brachte der Workshop „From the Inside Out: Publishing with Children“ von Orla Kenny und Mary Branley, Kid’s Own Publishing, zum Ausdruck. Sie zeigten, wie Kinder selbst Kinderbücher erstellen. Ein bereits in der Keynote des argentinischen Bildungsministers behandeltes Thema griff Caraigh McGregor vom OSCE aus Belgien in seinem Workshop „Trafficking in Human Beings and the ELT Classroom“ auf – wie können Lehrer das Thema Human Rights in den Unterricht integrieren?

Zum Abschluss des zweitägigen Kongresses ist eines deutlich geworden: Um Bildung effizient zu vermitteln und damit einhergehend Menschenrechte durchzusetzen, sind Geduld und die Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten nötig.

Am 29. Juli 2010 startete in Mfuleni, einer Township in Kapstadt, das LitCam-Projekt "Reading and Learning Rooms". Bis Ende 2017 konnten wir so auch in Südafrika Kinder und Jugendlichen Kompetenzen fürs Leben vermitteln.

Das Organisationsteam der Cape Town Book Fair und die LitCam hatten die Idee, die Cape Town Book Fair auch in die Townships zu bringen. Die "Reading and Learning Rooms" sind darüberhinaus als langfristige Projekte angelegt.Es wurden in verschiedenen Vierteln der Townships Räume eingerichtet, in denen Bücher und Lernmaterialien sowie auch neue Lerntechnologien zur Verfügung gestellt wurden. Die Materialien richten sich nach der jeweiligen Zielgruppe der Umgebung.

Anschubfinanzierung durch die Siemens Stiftung, private Unterstützer und Kooperationspartner Avallain

Mfuleni Frauen 250

Seit dem Start im August 2010 hat sich im „Reading and Learning Room" in Mfuleni viel getan. Das konnte Karin Plötz, LitCam-Direktorin, bei einem Besuch im Women for Peace Center persönlich feststellen. Die Angebote wie etwa die Workshops, die Bücher und die Unterrichtseinheiten mit den Discovery Boxes kommen gut an. Zu verdanken ist das auch der immer gut gelaunten Nomathemba, stellvertretende Leiterin des Women for Peace Centers, in dem unser „Reading and Learning Room" angelegt ist. Seit Februar 2011 haben wir dank der Anschubfinanzierung durch die Siemens Stiftung einen Schullehrer fest eingestellt: Mr Mawonga Mcuba. Er unterrichtet auch in der benachbarten Schule in Mfuleni, wo in jeder Klassen 40 bis 50 Kinder sind.

Kleine Wunder der Wissenschaft

Laptop Mfuleni2 250

Er ist sehr dankbar, dass für die Kinder zusätzliche Förderstunden ermöglicht werden. Mister Mcuba, der Naturwissenschaften und Mathematik unterrichtet, aber gleichzeitig auch Fußballtrainer ist, zeigt den Kindern jetzt mit den von der Siemens Stiftung gesponserten Discovery Boxes, welche kleinen Wunder die Wissenschaft bietet. Der Unterricht wird an drei Tagen wöchentlich für verschiedene Altersstufen angeboten. Neu ist auch der Einsatz der Unterrichtsmaterialien vom Primary Science Project, einer seit Langem existierenden NGO, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Unterricht von Naturwissenschaften einfach und für die Kinder gut verständlich darzustellen. Dank der großzügigen Spende useres Förderers Hans Pflug konnten wir einige der sehr gelungenen Materialien kaufen und in den RaL-Rooms einsetzten.


Mittlerweile fanden bereits drei Workshops zu den Themen Hygiene, Sicherheit und Ernährung statt, an denen jeweils über 25 Kinder teilnahmen. Die Workshops zeigen bereits erste Erfolge: So berichteten einige Eltern, dass ihre Kinder nun selbst Zähne putzen wollten oder gar erklärten, dass Gemüse sehr gesund sei. Die Eltern bedankten sich bei Nomathemba.

 
 

 

Aus den "Reading and Learning Rooms":

Weihnachtsgrüße aus Mfuleni

RLR 2016 Karte

November 2016: Heute erreichte uns per Post ein wunderschöner Weihnachtsgruß aus unserem "Reading and Learning Room" in Mfuleni, Kapstadt:

"Merry Christmas from all of us at the Reading and Learning Room in Mfuleni. Thank you for all your support!"

Die Kinder haben eine große Weihnachtskarte gebastelt und mit guten Wünschen und ihren Unterschriften verziert.
Außerdem schickten sie ein Foto mit auf den langen Weg nach Norden.


 

 

 


Gedichte, Zahlenfolgen und das Sonnensystem

RLR 2016 Foto

Im Unterricht lernen die Kinder momentan unterschiedliche Gedichte kennen. In Mathe stehen Zahlenfolgen, Dreiecksaufgaben und Sachaufgaben auf dem Plan.

Ganz praktisch geht es im naturwissenschaftlichen Teil zu: Hier haben sich die Kinder in 5er Gruppen zusammengetan und ein Modell des Sonnensystems nachgebaut. Hierfür bemalten sie Pappkartons, schnitten sie in die richtige Form und hingen mit Wolle die Planeten auf.

 


Der Unterricht in den Reading and Learning Rooms zeigt Wirkung

lesendes Mädchen 250

März 2014: Seit einem Jahr bringt der Lehrer Mawonga Mcuba den Kindern in den Reading and Learning Rooms (RaL-Rooms) in Mfuleni Natur- und Sozialwissenschaften näher. Mittlerweile ist er schon zu einer Institution geworden. "The program and Mr Mawonga has definitely mada a huge difference in their learning," schreibt uns unsere Koordinatorin aus Kapstadt. Im letzten Jahr haben 99% der Kinder, die am Programm im Reading and Learning Room teilnehmen, die Versetzung geschafft.

Auf Grund der großen Nachfrage haben wir außerdem eine Spezifizierung des Angebots beschlossen: Ab Februar 2014 richtet sich das Angebot an 10 bis 14-Jährige. Die Anzahl der teilnehmenden Kinder wird auf 25 beschränkt. Unser Lehrer, Mr. Mawonga wird diejenigen auswählen, die die Förderung am dringendsten brauchen. Außerdem erarbeitet er gemeinsam mit der Koordinatorin einen längerfristigen Plan und schreibt monatlich Berichte.

RaL-März-2013 250

Auf dem Foto sind die Kinder im Reading and Learning Room in ihre neuen Bücher vertieft, die sie dank einer Spende im Frühling 2014 in Empfang nehmen konnten.

April 2013: Was passiert in den "Reading and Learning Rooms"? Warum gehen die Kinder dort hin und lernen freiwillig nach der Schule noch weiter?
Die Kinder aus Mfuleni, einem Township in Kapstadt, beantworten all diese Fragen. David, Graham, Danica, Owam und Yamkela erzählen von ihrem Alltag, ihrer Familie und von der Bedeutung, die die "Reading and Learning Rooms" für sie haben. Sie gehen gerne in den zusätzlichen Unterricht bei Lehrer Mawonga Mcuba. Er hilft ihnen dabei, besser Lesen und Schreiben zu lernen, unterstützt sie beim Rechnen und bereitet für sie immer wieder neue Themen interessant und spannend auf – ob naturwissenschaftliche Themen oder Fragen aus dem Gesundheitsbereich. Dieses zusätzliche Lernangebot unterstützt sie dabei, ihre Schulnoten zu verbessern und trägt damit dazu bei, den Kindern langfristig zu einem Leben abseits von Hunger und Armut zu verhelfen. 


Hilfestellung beim Lesen und Schreiben benötigt

Lebendiger Unterricht 250

Seit einem Jahr bringt der Lehrer Mawonga Mcuba den Kindern in den Reading and Learning Rooms (RaL-Rooms) in Mfuleni Natur- und Sozialwissenschaften näher. Mittlerweile ist er schon zu einer Institution geworden.

Mawonga Mcuba möchte den Unterricht auch nicht mehr missen, ermöglicht ihm dieser doch, den einzelnen Kindern mehr Aufmerksamkeit zu widmen und ihnen so eine bessere zusätzliche Förderung zukommen zu lassen. An der öffentlichen Schule unterrichtet er meist 40 Kinder in einer Klasse, in den RaL-Rooms dagegen nur etwa 12 bis 15 Kinder einer Altersstufe – das bietet ihm als Lehrer viel mehr Möglichkeiten, auf die Schwächen der Einzelnen einzugehen. Seine Erfahrungen sind durchweg positiv.
Die meisten Kinder kommen täglich direkt nach der Schule in die Reading and Learning Room, wo sie dreimal die Woche die Gelegenheit haben, an dem Ergänzungsunterricht von Lehrer Mcuba teilzunehmen. Seine Unterrichtstunden sind sehr beliebt und stellen für die Kinder etwas Besonderes dar. Anhand praktischer Bespiele, insbesondere mit Mitteln aus den Discovery Boxen der Siemens Stiftung, erklärt Mawonga Mcuba den Kindern Prozesse in der Natur und lässt sie kleine Experimente machen. „Kinder lernen schneller und besser, wenn Sie direkt die Dinge berühren und selber ausprobieren, wie etwas passiert", berichtet Mawonga Mcuba. 


Tatkräftige Unterstützung

Gruppenbild 250

Eine feste Ansprechpartnerin für die mehr als 150 Kinder, die immer wieder in die RaL-Rooms kommen, ist die deutsche Praktikantin Lisa. Sie unterstützt nicht nur den Lehrer Mawonga Mcuba beim Unterricht, sondern steht den Kindern auch jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Regelmäßig liest sie insbesondere den kleineren Kindern aus der Gruppe vor und hilft den Älteren bei den Hausaufgaben. Besonders viel Spaß bereitet es den Kindern, wenn Lisa Ihnen erklärt, wie die mit Lern-Software ausgestatteten 100 Dollar Laptops funktionieren. Die Laptops wurden von unserem Kooperationspartner Avallain gesponsert und sind den Kindern eine wertvolle Lernunterstützung, die sie immer wieder gerne eigenständig nutzen.
Dem Team in Mfuleni ist besonders eine mangelnde Lesekompetenz der Kinder, insbesondere auch der Älteren, aufgefallen. Obwohl sie direkt von der Schule in die RaL-Rooms kommen, können viele von ihnen nicht oder nur schlecht lesen. Daher werden wir in den RaL-Rooms die Leseförderung verstärken und auch mit den Eltern, vornehmlich den Müttern, Workshops zum Lesen und Vorlesen durchführen.

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